Die schreckliche deutsche Sprache

Sie lieben doch auch die deutsche Grammatik, nicht wahr? Und Sie kennen bestimmt Mark Twain? Und jetzt fragen Sie, was die beiden miteinander zu tun haben?

Mark Twain, der große amerikanische Schriftsteller, besuchte mehrere Male Europa. Auch in Deutschland hielt er sich für längere Zeit auf, im schönen Heidelberg und einen langen Winter 1891/1892 in Berlin. In dieser Zeit bemühte er sich um die deutsche Sprache und lernte sie auch durchaus passabel.

Dennoch – sie war ein Schock für ihn. Diesen Schock schrieb er sich dann, mit viel Humor, von der Seele. In seinem Reisebuch „A Tramp Abroad“ (1880) ist das wunderbare Kapitel „The Awful German Language“, bekannt als „Die schreckliche deutsche Sprache“. Dort schreibt er:

„Wer nie Deutsch gelernt hat, macht sich keinen Begriff, wie verwirrend diese Sprache ist. Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff entschlüpft.“

Nun, vielleicht ist es nicht gar so schlimm, aber ja, die deutsche Rechtschreibung hat durchaus ihre Tücken. Davon kann wohl jede und jeder von uns ein Lied singen. Deutschlernende plagen zwar andere Eigentümlichkeiten unserer Sprache als uns Muttersprachler, aber auch wir haben oft genug unsere liebe Müh’ und Not mit der Komma- und Zeichensetzung, den Substantivierungen und Nominalisierungen, dem inkonsistenten Lautprinzip. Und der Widrigkeiten gibt es noch so einige mehr.

Aber jetzt: Kopf hoch! Alles was lebt, bewegt sich. Auch unsere Sprache und Schrift „leben‟. Sie sind nicht starr, sie sind nicht fest, sondern sie verändern sich ständig. Sie gehen mit uns und unserem Leben, unseren Gedanken und Ansichten, unseren Gefühlen und Zuständen. Sie begleiten uns in unserer Welt, die uns umgibt und der Zeit, in der wir existieren.

Menschen sind aber immer etwas schneller als die Grammatik, die sich uns anpassen muss. Deshalb sollten wir vielleicht etwas nachsichtig mit ihr sein, der Grammatik – mit ihren Regeln, ihren Ausnahmen und den Ausnahmen von den Ausnahmen … Dann sind wir ein gutes Team, wir und die Grammatik.